Interview zur Hörspielrolle Hutchinson Hatch

Der in Berlin geborene Schauspieler und Regisseur Nicolai Tegeler spielte in Fernsehserien wie „Bettys Diagnose“, „Soko Leipzig“ oder „In aller Freundschaft“ mit, inszenierte als Regisseur den sehenswerten Spielfilm „Zu den Sternen“ mit Florian Mertens. Und moderiert das Talkformat „Tegeler trifft …“. In den neuen Fällen des Professor van Dusen brilliert er als dessen Chronisten Hutchinson Hatch.

Wie gut kennst du die literarische Vorlage von Jacques Futrelle?

Ich kenne natürlich die alten Hörspielfolgen, die von Michael Koser auf der Basis der Kurzgeschichten und Figuren von Jacques Futrelle erfunden wurden. Ich hatte zu diesen Folgen nie einen Zugang bekommen. Meine damalige Freundin war und ist ein großer Fan – aber ich wurde nicht so richtig warm mit dieser „ersten Version“ der Hörspielserie. Das hatte und hat nichts mit der Qualität zu tun, sondern vielmehr mit meinem Hörverhalten. Damals wurde einfach anders produziert. Das ist völlig ok, aber wohl ein Grund, warum ich das nicht so viel oder oft hörte und höre. Ich mag tatsächlich unsere Version etwas mehr und das hat nichts damit zu tun, dass ich hier mitsprechen/spielen darf. Sondern eher die Mischung von Text und Musik und auch die weitere Auswahl der Stimmen etc. ist für mich vielmehr im hier und jetzt, obwohl die einzelnen Folgen weiterhin im letzten Jahrhundert spielen.

Wann hattest du deinen ersten Berührungspunkt mit Professor van Dusen?

Tatsächlich über meine damalige Freundin – und dann mit der unmittelbaren Anfrage, ob ich den Hutchinson Hatch sprechen möchte. Meine Freundin hörte sich die alten Episoden sehr gern u.a. zum Einschlafen an und so hörte ich mit. Sie war begeistert von den Folgen und der ganzen Hörspielreihe. Und schwärmte mir davon vor.

Wie hast du dich auf die Rolle des Hutchinson Hatch vorbereitet?

Als ich die Anfrage bekam, ob ich den Hutchinson Hatch sprechen möchte, war ich schon erstmal platt. Ich wollte immer ins Hörspiel und am liebsten in eine Serie und jetzt kam dieses Angebot. Wahnsinn! Mir war bewusst, dass es nicht nur um eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Hörspielserien ging und geht, sondern ich auch in die Schuhe von dem großartigen Klaus Herm springen sollte. Aber das ist a) nicht möglich und b) wollte und konnte ich das nicht. Ich besprach mit dem Regisseur (Dr. Gerd Naumann), dass wir hier einen neuen Weg gehen sollten und nicht versuchen, die alten Folgen zu kopieren, sondern diese zwar im herkömmlichen, traditionellen Sinne weiterzuführen, aber mit einer anderen „Sprache“ und „Spielfreude“ – als damals. Ich wollte, dass Hutchinson Hatch und Prof. van Dusen sich weiterhin in gewohnter Manier kappeln, aber wir eigene neue Wege gehen sollten. Das war anfangs nicht leicht. Denn die Vorlage und die Fans der Serie waren ja ganz andere Stimmen gewöhnt und hatten natürlich noch die alte Produktion im Ohr. Wir blieben uns treu und nun sind wir mittlerweile schon bei über 30 Folgen – darüber bin ich sehr dankbar und es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und waren.

Wie würdest du Hutchinson Hatch beschreiben?

Hutchinson ist ein überaus loyaler und freundlicher Mensch. Er ist hilfsbereit, manchmal ein wenig zu naiv und verbohrt, aber wenn er was macht, dann bringt er die Sache auch zu 100% zu Ende. Auf ihn kann man sich verlassen. Manchmal gibt er vor, etwas mehr zu sein, als er in Wirklichkeit ist, doch im Grunde ist er ein feiner Mensch und das Gegenteil von Prof. van Dusen.
Diese Konstellation macht die Serie u.a. aus – was der eine zu viel hat, hat der andere wieder zu wenig. Beide ergänzen sich, gerade weil sie so gegensätzlich sind. Einige Eigenschaften von Hatch sind mir sehr ähnlich.

Und wie das Verhältnis zu Professor van Dusen?

Ich finde, beide sind ein wenig, wie ein altes Ehepaar, oder wie die älteren Herren von der Muppet Show. Sie können nicht miteinander, aber können auch nicht ohneeinander. Sie ergänzen sich und obwohl jeder für sich nicht gleich voreinander einen möglichen Fehler einräumt, wissen sie im Inneren, dass sie sich immer aufeinander verlassen können. Sie sind beste Freunde, Arbeitskollegen, Partner und Ehepaar – alles in einem. Im Wesentlichen haben die beiden nur sich. Und das ist auch gut so!

Gibt es eine Folge, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ganz klar die zweite Folge der neuen Fälle „Professor van Dusen reitet das trojanische Pferd“ von Michael Koser – in der Originalserie wäre es der Fall 62a – Marc Freund schrieb die erste Folge für uns. Die zweite Folge von Herrn Koser hatte es sprachlich in sich – da die Episode im Nahen Osten spielt und hier mit vielen orientalischen Begriffen gearbeitet wurde. Da wurde ich echt sehr gefordert und ich kann mich erinnern, dass ich hier einfach ein paar Takes mehr brauchte. Schließlich war das ja die zweite Folge und ich noch in der Findung der Rolle und des Zusammenspiels mit Bernd Vollbrecht als Prof. van Dusen. Wenn ich mir die Folge heute anhöre, erinnere ich mich noch sehr genau, an die Aufnahmen und den Respekt vor den einzelnen Takes – aber ich mag die Geschichte – ein schöner Ausflug in den Nahen Osten.

Wie bereitest du dich auf die Aufnahmen der jeweiligen Episoden vor?

Heute, nach über 30 Folgen, habe ich den Hatch in mir und Bernd und ich haben immer sehr viel Spaß bei den Aufnahmen, da wir uns mittlerweile gut kennen. Hier vertrauen wir uns und können uns gehen lassen – Gerd Naumann lässt uns einen großen Gestaltungsfreiraum – das ist auch nicht selbstverständlich. Aber jede Folge ist natürlich anders. Ich lese mir drei- bis viermal das jeweilige Skript durch, notiere mir mögliche Fragen, die wir vor den Aufnahmen klären und dann geht es ins Studio.

Warum hat Professor van Dusen bisher nicht den Weg auf die Kinoleinwand oder die Fernsehbildschirme gefunden?

Das ist eine gute Frage, die ich mir auch schon oft gestellt habe. Vielleicht gibt es zu viele solcher ähnlichen Krimiserien – Tatort, Polizeiruf etc. und verschrobene Polizeicharaktere – am ehesten sehe ich eine Verbindung zw. van Dusen und der TV Serie „Derrick“. Und dann ist ja da noch Sherlock Holmes und Watson – die eine gewisse Ähnlichkeit zu van Dusen haben. Hier eine wirkliche Einzigartigkeit zu schaffen für TV und Kino ist deshalb sicherlich nicht einfach – im Hörspiel gelingt das ganz ausgezeichnet – wir spielen im letzten Jahrhundert, nutzen eine andere Sprache und der Zuhörerin hat den eigenen Film im Kopf – über die Stimmen und die Musik und das Sounddesign – auf der Leinwand wird dem Zuschauerin alles aufgezeigt und hier den van Dusen komplett neu aufzuzeigen, ist eine Herausforderung und in der Umsetzung sicherlich auch nicht ganz billig, wegen der Requisiten u.a. – da ja alles im letzten Jahrhundert spielt.

Würde es dich reizen, diesen Stoff als Regisseur umzusetzen?

Tatsächlich habe ich hier schon mal dran gedacht. Ich würde gern den Hutchinson spielen. Also vor und hinter der Kamera tätig sein. Ich habe es nach wie vor im Kopf und finde den Gedanken daran total reizvoll. Ich habe noch keine 100%zige Umsetzungsidee – bin aber offen für Ideen – vielleicht einer deiner Leser*innen ;-) freue mich auf Vorschläge via Mail!

Mit welchen Schauspielern würdest du die Rollen von Professor van Dusen und Hutchinson Hatch besetzen?

Zunächst würde ich sehr gern den Hutchinson weiterhin spielen wollen, auch vor der Kamera. Aber natürlich gibt es da auch andere Ideen. Matthias Schweighöfer als Hatch zusammen mit Dietrich Hollinderbäumer zum Beispiel. International wären Tom Holland als Hatch und Tom Hanks als van Dusen eine gute Kombination.
Ich könnte mir vorstellen, dass in so einer Konstellation ein Film sehr gut funktionieren könnte, aber auch als Mini-Serie.
Das bringt mich auf eine Idee – Moment, ich muss mich nun an dieser Stelle für das Interview bedanken und meine Gedanken dazu niederschreiben – so sicher, wie 2+2 gleich 4 ergibt, um mit den Worten van Dusens zu enden …

Interview mit Michael Krause im LORE SPECIAL DAS PATRICK OSBORN MAGAZIN (Ausgabe 2, 2022). Vielen Dank für das angenehme Interview und die Erlaubnis, es hier veröffentlichen zu dürfen, lieber Michael!

Foto: David Sonntag

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